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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 145

1911 - Erfurt : Keyser
— 145 — erleichtern und „durch die Häuser der Reichen laufen", um Hab und Gut zu nehmen. Der Rat verhandelt mit den Bauern: Darüber waren Rat und Bürger in großer Angst, zumal die Zahl der Bauern, die aus Kerspleben, Tonndorf, Kirchheim und Mühlberg herbeieilten, von Tag zu Tag wuchs. Am 28. April glaubte man, das Schlimmste befürchten zu müssen, da mehr als 4000 Bauern in Aufruhr vor dem Außentor der Stadt lagerten. So faßen denn an diesem Tage Rat und Bürgerschaft schon seit dem frühen Morgen in eifriger Besprechung aus dem Rathaus zusammen. Doch niemand wußte ein und aus, zumal auch die von auswärts, von den sächsischen Fürsten, erbetene Hülfe sernblieb. Ta erschien auf einmal, wie gerufen, ein Nothelfer in der Person des beim Volke sehr beliebten Predigers Hans Eberlin von Günzbnrg. Sofort redete ihn ein Ratsherr an: „O Herr, tut an uns als ein Bie- dermann; Ihr könnt Wohl helfen." Ohne sich lange zu besinnen, übernahm Günzburg das schwierige Amt. Mit mehreren Begleitern, befreundeten Predigern und Ratsherren, giug er zum Augusttor, um die Vortorer zu beruhigen. Von der Mauer neben dem Torturm ries er ihnen seine Worte zu. Er ermahnte sie herzlich, Ruhe zu halten; denn die Schmach sei groß, welche sie mit ihrem Ausruhr dem Evangelium auflegten. Zum Schluß rief er: „So leget euer Banner nieder und hebet zum Zeichen des Friedens eure Hände empor!" Die Menge war gerührt, auch nicht einer widersprach. Alle taten gehorsam, was er verlangte. Darüber war niemand froher als die geängsteten Ratsherren, da sie glaubten, mit den Bauern leichteres Spiel zu haben. Um sie günstig zu stimmen, hatte ihnen der Rat schon am Abend vorher fünf Faß bestes Erfurter Bier und fünf Wagen mit Brot ins Lager geschickt. Hans Baltzer, der Wirt zum grünen Schild (Marstallstraße), hatte mit seinen Knechten den gefährlichen Auftrag ausgeführt. Doch die Sendung hatte nicht den Erfolg, den der Rat erhoffte. Statt der hungrigen und durstigen Menge durch die Füllung des Magens die Güte eines Ehrbaren Erfurter Rates vor Augen zu führen, halle das Bier die Köpfe nur noch mehr erhitzt, die Sinne nur noch begehrlicher gemacht. Noch beim Umtrunk der guten Erfurter Schlunze setzten die Bauern in selbiger Nacht die obengenannten Beschlüsse sest, die heute zur Ausführung kommen sollten. Auch war man einig geworden, falls der Rat nicht gutwillig das Tor öffnen würde, es mit Gewalt zu nehmen. Zum Glück für die Stadt trat aber in letzter Stunde eine Verzögerung ein. Gerade als die Vorstädter den Andringenden das Spielbergtor gewaltsam öffnen wollten, erschien im Lager der Bauern der Stadthauptmann Hoff. Seiner Überredungskunst gelang es, Tunger, einen der Hauptansührer der Bauern, zu bestimmen. nichts gegen den Rat zu tun und nicht ohne dessen 10

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 49

1911 - Erfurt : Keyser
— 49 — 31. Oktober 1290 verließ Rudolf die Stadt, deren Bewohner ihn liebgewonnen hatten (Rudolfstraße). Nach dem Tode des Landgrafen Albrecht verlangte sein Sohn Friedrich mit der gebissenen Wange vom Rate der Stadt und einzelnen Bürgern den erkauften väterlichen Besitz zurück. Als die Rückgabe verweigert wurde, da der Landgraf das Kauf- oder Pfaudgeld nicht zurückerstattete, kam es zum Kampfe (1309). Friedrich sperrte den Erfurtern die Straßen und überfiel ihre reichbeladenen Wagenzüge; die Bürger aber eroberten unter Führung ihres Stadlhauptmannes Ludwig von Göttern die landgräfliche Wasserburg Andisleben (,f. Belagerung der Wasserburg usw., Nr. 23). Der Streit endete erst 1325 durch einen für die Stadt nicht ungünstigen Frieden. Sie brauchte nur die Grafschaft an der Schmalen Gera, einen Gebielsstreisen mit den Dörfern Mittelhaufen und Riethnordhausen herauszugeben, erhielt ihn aber gegen ein Darlehen von 300 Mark Silber sofort wieder verpfändet. Der bald folgende Thüringer Grafenkrieg (1342 bis 1346) sah Erfurt auf Seiten des Landgrafen Friedrich Ii., während der Mainzer Erzbischof die Thüringer Grafen unterstützte. Sie wollten sich der landgräflichen Abhängigkeit entziehen (s. Schlacht bei Egstedt, Nr. 24). Die Fehde endete mit einem sür den Landgrafen und Erfurt günstigen Frieden. Die Stadt erhielt das Dorf Zimmern am Ettersberg (Niederzimmern) aus dem Besitz des Grafen vou Orlamünde und Weimar als Kriegsentschädigung. Die Wahl des Grafen Adolf von Nassau zum Erzbischof von Mainz durch das Mainzer Domkapitel brachte Erfurt neue Kämpfe mit den Thüringer Landgrafen. Die drei Söhne Friedrichs Ii., die gemeinschaftlich über Thüringen regierten, hatten die Wahl ihrers Bruders Ludwig zum Erzbischof erwartet. In ihrer Hoffnung betrogen, zogen sie gegen Erfurt zu Felde, das zu Adolf von Nassau hielt. Zwar versuchte Kaiser Karl Iv., die Gegner zu versöhnen. Als es ihm aber nicht gelang, verhängte er die Reichsacht über die Stadt und nahm mit teil an ihrer Belagerung (1375). Damals wurde das Erfurter Gebiet aufs entsetzlichste verheert. Nichts wurde geschont, kein Mensch, keine Kirche, kein Gottesacker. Die Glocken wurden zerschlagen, die Kirchengeräte geraubt und die Kirchen verbrannt. Die Toten grub man aus und warf die Gebeine auf die Straßen, den Vögeln und Hunden zum Fraße. Geistliche, Bauern und Bürger mußten die härtesten Martern ertragen und fanden unter den Händen ihrer Peiniger ein schreckliches Ende. Man hielt die unmenschlichen Handlungen für erlaubt, weil die Stadt mit Bann, Interdikt und Reichsacht belegt war. Das Hauptquartier der Verbündeten war im Eyriakskloster, weil die Stadt von hier am besten übersehen werden konnte. Auch boten die dort vorhandenen Hohlwege und Steinbrüche guten Schutz gegen die aus der Stadt geschleuderten Geschosse. Da hierdurch jede Annäherung verhindert wurde, mußten sich die Verbün- 4

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 75

1911 - Erfurt : Keyser
— 75 — gelegt; gegen die dicke Schneedecke, die er während der Nacht über die Burg und die umliegende Landschaft gebreitet hatte, vermochte kein Brander etwas auszurichten, und man mußte darum zu andern Mitteln greifen. Dem Blydenmeister fiel der erste Angriff zu. Er ging dabei mit großer Ruhe zu Werke, und etwas von seiner Ruhe übertrug sich, sehr zum Vorteil der Wirkung der Geschosse, auch auf die Mannschaft, die an den Blyden arbeitete. Zunächst sreilich griffen nicht die eigentlichen Blydner ein. Ter Meister hielt dafür, daß man den großmäuligen Herren in der Burg erst einen ordentlichen Gruß senden müsse, und so mußten denn die Schinderknechte mit dem Aas und dem Unrat heran. Eine der ältesten Blyden, die seit langem nur für solche Zwecke mitgeführt und von einem ehrlichen Manne nicht berührt wurde, richteten die Knechte nach Weisung des Blydenmeisters, dann wurde die Maschine mit einem stark verwesten Pserdekadaver beladen. Im nächsten Augenblick flog der Körper durch die Luft und über die Mauer in den Hof der Außenburg. Schnell aufeinander folgten noch etliche Geschosse gleicher Art nach, bis der Inhalt eines Wagens drüben war. Dann traten die Schinderknechte ab, und die Blyden und Armbrüste schossen gleichzeitig ihre schwere Ladung gegen die Zugbrücke und das Tor, gegen die Tortürme und den Wehrgang der Außenmauer. Ein Wutgeheul von drüben antwortete. Das Dach des Wehrgangs splitterte verschiedentlich auseinander, und die mächtigen Steine, die von den Blyden geschleudert wurden, donnerten gewaltig gegen den Bohlenbelag der Zugbrücke. Es war aber nicht festzustellen, ob auch hier schon ein Schaden entstanden war. — Antwort der Belagerten: Natürlich nahm man in der Burg die unhöflichen Grüße der Erfurter nicht gelassen hin. Ans den Wehrgängen und Mauerlöchern prasselte ein Hagel von Pfeilen herüber, der freilich wenig Schaden tat. Auch die Ballisten auf den beiden Rundtürmen der äußern Mauer ließen ihre Wurf-Maschinen spielen und neben schweren Steinblöcken und Kugeln kamen auch zwei der Kadaver wieder herüber. Die Burgleute blieben aber im Nachteil; denn sie konnten ihre Geschosse nicht gegen feste Ziele richten. Erst die einfallende Dunkelheit machte weitere Angriffe unmöglich. Weitere Kämpfe.: Die nächsten Tage, an denen die Belagerer febr unter dem Einfluß des Tauwetters zu leiden hatten, brachten neue gegenseitige Kämpse. Die Brander, mit denen der Blydenmeister fleißig arbeitete, richteten die Burg übel zu, und bald ragten verschiedentlich angekohlte und halbverbrannte Dächer über das Mauerwerk hinweg. Auch die Zugbrücke wurde zertrümmert und das Tor und Mauerwerk vielfach beschädigt. Die Wehrgänge litten so schwer, daß sie keinen Schutz mehr boten, und bald schwand die Aussicht, daß die Burg gehalten werden

4. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 36

1909 - Leipzig : Hirt
36 Ii. Frankreich als Kaiserreich. Dulderin ist als Preußens Schutzgeist in heiliger Erinnerung geblieben. Theodor Körner sang ihr das Grablied: „Du schläfst so sanft! — Die stillen Züge hauchen Noch deines Lebens schöne Träume wieder; Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder, Und heil'ger Friede schließt die klaren Augen. So schlummre fort, bis deines Volkes Brüder, wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen, Ittit (Sott versöhnt die rost'gen Schwerter brauchen, Das Leben opfernd für die höchsten Güter. Ties führt der Herr durch Nacht und durch verderben; So sollen wir im Kampf uns Heil erwerben, Daß unsre Lnkel freie Männer sterben I Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache, Dann ruft dein Volk, dann, deutsche Frau, erwache, Lin guter (Engel für die gute Sache." H/Napoleons Feldzug gegen Rußland. Im Jahre 1812 unternahm Napoleon einen Feldzug gegen Rußland. Er machte der russischen Regierung den Borwurf, daß sie die Kontinentalsperre gegen England nicht durchführe und durch einen neuen Zolltarif den Handel Frankreichs schädige. Preußen und Österreich stellten notgedrungen, das Großherzogtum Warschau bereitwillig Hilfstruppen zur Verfügung. Die Militärpartei am preußischen Hose war über das Bündnis mit Frankreich ungehalten und wünschte ein Bündnis mit Rußland. Die Minister waren dagegen der Ansicht, daß in diesem Falle Napoleon zuerst das preußische Heer angreifen und das preußische Gebiet verwüsten würde, ehe er in Rußland einrückte. Über eine halbe Million Streiter führte Napoleon ins Feld. Nach mehreren Siegen rückte er bis Moskau vor und schlug in dem Kreml, dem Palaste der russischen Kaiser, seine Wohnung auf. Den Winter gedachte er dort zu bleiben und im Sommer den Krieg gegen das ungeheure Reich fortzusetzen. Aber in Moskau fand er keine Verpflegung für feine Soldaten. Die Bürger hatten auf Befehl des Kommandanten die Stadt verlassen und alle Lebensmittel mitgenommen. Sobald die Kostbarkeiten in Sicherheit gebracht waren, ließ der Stadtkommandant die Stadt in Brand stecken. Nun saß Napoleon in der Mitte des Russischen Reiches ohne Nahrung und Wohnung für feine Soldaten; denn Dörfer und Städte liegen dort weit auseinander. Da ein strenger Winter früher als gewöhnlich seinen Einzug hielt, blieb dem Kaiser nichts übrig, als eilig den Rückzug anzutreten. Die Kosaken setzten ihm nach. Ein großer Teil der Truppen kam durch die Verfolger um, andre sanken

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 286

1902 - Karlsruhe : Lang
5. Und mit berauschtem Sinne Gebot er seiner Schar: „Kehrt auf des Turmes Zinne Nach Westen zu den Aar! 6. Das sei Hinsort ein Zeichen, Daß Lotharingen mein, Daß Frankreichs Grenzen reichen Bis an den breiten Rhein." 7. Als drauf dies Wort ver- nommen Ottos des Großen Sohn, Da ließ er schleunig kommen Die Fürsten vor den Thron. 8. Er sprach: „Ans, laßt uns rächen Die zugefügte Schmach; Scheut nicht die Macht des Frechen, Der deutsches Recht zerbrach; 9. Ruft zu den Schlachtgeschossen, Entflammt von einer Glut, Befreit die Stammgenossen Vom fremden Übermut!" 10. Und mit dem Kaiser zogen Viel Scharen mutig aus Hin zu des Rheines Wogen, Zu Aachens Kaiserhaus. 11. Sie kämpften tapfer, schlugen Den Feind aus deutschem Land, Verfolgten ihn und trugen Den Sieg zum Seinestrand. 286 — 12. Dort, bei der Haupstadt Flammen, Die sie im Zorn geschürt, Rief Otto sie zusammen Und sprach zum Heer gerührt: 13. ,Nie trenn’ euch, Stamm- genossen, Der Zwietracht Fackelbrand, Leicht seid ihr sonst umschlossen Vom schweren Sklavenband. 14. In Eintracht fest verbunden, Ein Volk bei vielen Herrn, Bleibt ihr unüberwunden, Bleibt fremde Herrschsucht fern." 15. Jhmbeifall jauchzendfchmiegte Sich traulich Schar an Schar; Da stellte der Besiegte Mit bloßem Haupt sich dar. 16. Und Otto sprach mit Milde Und drückt ihm fein die Hand: „Führt Ihr wohl noch im Schilde, Zu rauben deutsches Land? 17. Wollt Ihr ein Opfer bringen, Zu enden schnell den Streit, So schwöret, Lotharingen Sei deutsch in Ewigkeit!" 18. Da sahen all' ihn schwören Mit hocherhobner Hand: Stets soll es zugehören Dem deutschen Reichsverband." Ad Bube. Hnksburgs Mauern. 1. Im Aargau steht ein hohes Schloß, Vom Tal erreicht es kein Geschoß. Wer hat's gebaut, Das wie aus Wolken niederschaut? 2. Der Bischof Werner gab das Geld, Graf Ratbod hat sie hingestellt Klein, aber fest, Die Habichtsburg, das Felsennest. 3. Der Bischof kam und sah den Bau. Da schüttelt er der Locken Grau Und staunt und spricht: „Die Burg hat Wall und Mauern nicht."

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 42

1902 - Karlsruhe : Lang
— 42 — !ro ^An■ ^edenswerken besonnen, an Jahren ein Jüngling, an Weisheit ent Greis. Er kennt den Lauf der Dinge, er ist zu- verlässig allen, die er liebt; seine Treue ist unerschütterlich; das Unglück beugt ihn nicht, das Glück macht ihn nicht stolz. Er ist milde, srei-gebig und gnädig den Guten, den Bösen ist er unerbittlich. Dem Freunde ist er ein treuer Freund, dem Feinde ein unversöhnlicher Feind. Im zweiten Jahre seiner Herrschaft (1154) zog Friedrich nach Rom und wurde zum Kaiser gekrönt. Die Italiener, besonders die Stadt Mailand und mehrere andere Städte in Oberitalien, wollten sich von der Herrschast der deutschen Könige srei machen. Friedrich mußte darum mehrere Kriegszüge nach Italien unternehmen. Er belagerte die Stadt Mailand über ein Jahr. Die Mailänder wehrten sich tapfer; allein Friedrich ließ keine Lebensmittel in die Stadt eingehen und die Quellen abgraben, aus denen die Mai-_ länder ihr Wasser erhielten. Uno |o wurde die stolze Stadt endlich gezwungen, sich dem Kaiser aus Gnade und Ungnade zu unterwersen. Die ausgehungerten Mailänder zogen in das deutsche Lager hinaus; barfuß,, tu härenen Bnßgewändern, mit einem Strick um den -palv riefen sie die Gnade des Kaisers an. Sie mußten alle ihre Waffen und Ehrenzeichen abliesern, und ihr Fahnenwagen, aus dem an hohem Maste das Stadtbanner wehte, wurde durch v <rn zerstört. Der Kaiser gewährte ihnen Verzeihung, aber die Mauern und stürme der >Ltadt wurden niedergerissen. Fortbin wurden die Lombarden mit eiserner Strenge behandelt, ^ie empörten sich von neuem und stifteten einen Bund der lombardischen Städte. Diesem Bunde schloß sich auch der Papst ^n’ Kiedrich zog gegen sie zu Felde. Da wurde sein Heer durch.verrat geschwächt. Der Herzog von Sachsen und Bapern, Hemrich der Löwe, verließ auf treulose Weise seinen Kaiser, Friedrich der Rotbart.

7. Geschichte des Altertums - S. 60

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 Gejchichte der Römer. in dieser verfügten, wie oben erzählt ist, die Besitzenden über die Mehrzahl der Stimmen. § 62. Porsena. Bald zeigte es sich, daß Rom als Republik nicht mehr so mächtig war wie unter den letzten Königen. Es muhte Kriege mit mehreren seiner Nachbarn führen, die nicht immer glücklich waren. Der Porsena. König der etruskischen Stadt Clusium, Porsena, erschien vor Rom und siegte in einer Schlacht vor den Toren der Stadt. Ja die Etrusker wären beinahe mit den Fliehenden zugleich über die Tiberbrücke in die Stadt hineingedrungen, wenn nicht der kühne H o r a t i u s C o c l e s vor der Brücke sich ihnen entgegengestellt und sie abgewehrt hätte, bis die Seinen ihm zuriesen, die Brücke sei abgebrochen; dann stürzte er sich in den Strom und erreichte trotz der feindlichen Geschosse unversehrt das linke Ufer. Freilich wurde nunmehr die Stadt belagert, und bald entstand darin Not an Lebensmitteln. Da entschloß sich ein römischer Jüngling, Mucius mit Namen, den Porsena zu töten. Als Überläufer begab er sich in das feindliche Lager; aber er verwechselte mit dem König den königlichen Schreiber und erstach diesen. Mit der Folter bedroht, streckte er, um zu zeigen, daß er keine Qualen fürchte, die rechte Hand ins Feuer und ließ sie langsam verzehren. Bewundernd schenkte ihm Porsena das Leben; Mucius, der seitdem den Beinamen Scävola, d. H. Linkhand, trug, teilte ihm darauf mit, dreihundert römische Jünglinge hätten sich verschworen, ihn zu ermorden. Aus Furcht soll Porsena darauf den Römern Frieden gewährt haben. Seine B e -dingungen waren aber hart; die Römer mußten ihm versprechen, das Eisen nicht zur Anfertigung von Waffen, sondern nur von Werkzeugen für den Ackerbau zu verwenden. Der ‘Sefliiin der Stiindckiimpfe. «lagen der § 6z. Die Einsetzung der Volkstribunen. Auch fernerhin bleibt die Wtbe,ei' geschichtliche Überlieferung noch lange unsicher. Die Geschichte der K ä m p f e z w i s ch e n d e n P a t r i z i e r n u n d P l e b e j e r n, die sich im fünften und vierten Jahrhundert v. Chr. abspielen, ist vielfach von der Sage ausgeschmückt. Die Plebejer beklagten sich darüber, daß sie nur geringe politische Rechte besaßen und keine Ämter bekleiden durften, daß die Patrizier hochmütig auf sie herabsahen und nicht einmal die Ehe zwischen Angehörigen beider Stände erlaubt war. Es kam dazu, daß die Gesetze, wie in Athen vor Drakon, so auch damals in Rom, nicht aufgezeichnet waren; und man meinte, daß die patrizischen Richter sich dies oft zu nutze

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 615

1906 - München : Oldenbourg
132. Auf Vorposten vor Paris. 615 jamfett des einzelnen gegen jene, die in der Seele von Paris lebt! Es war ja gewohnt die leuchtende Hauptstadt der Welt zu sein. Hunderte von Wegen führten zu ihren Toren und Millionen von Menschen lagen an ihrem Herzen, jede Stunde gab neuen Wechsel, an jedem Orte wohnten ihre Neider, es war eine Königin von Saba. — Und nun? Nun kommt nicht einer mehr in die verfemten Maueru, nicht einer entrinnt ans dem Innern, Pariv ist abgeschnitten von der Welt, — es ist zur Waise geworden und lebendig begraben. Bayerische Batterie im Süden vor Paris. Fast ist es schwer sich dieser Gedanken zu einschlagen, in denen ja eigentlich die Vorsehung, man möchte sagen die Gerechtigkeit, dieses Krieges liegt und doch darf man nicht allzuviel denken, wenn man draußen auf Posten steht. Jede Minute droht ein Überfall, jeden Augenblick kann die feindliche Kugel treffen und diese Spannnng, in welcher Leib und Seele gehalten wird, ist wohl die größte aller Kriegsmühen. Dazu kommt das Gefühl der ungeheuren Verantwortung; denn die Sinne eines Sterbenden sind scharf und die Wachsamkeit, welche das hoffnungslose Paris besitzt, übertrifft selbst die Erwartung der deutschen Führer. Man ist fast zum Tode erschöpft, wenn nach 20 Stunden die Ablösung kommt und die verhängnisvolle Pflicht auf andere Schultern legt. Mühsam gewinnt man

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 208

1906 - München : Oldenbourg
208 38. Tillys letzte Tage. Das war am Tage der Schlacht bei Horch, wie es brauset und heult und Prag, klirrt Das war der König von Böhmen; Er hatte gesessen beim Festgelag' Und draußen floß Blut in Strömen. Und weiße Flocken stieben! Der flüchtige Winterkönig irrt Aus seinem Reiche vertrieben. 38. Tillys letzte Tage. Von Hugo Arnold?) Die Schlacht bei Breitenfeld am 17. September 1631, seit jener am Weißen Berge bei Prag der wichtigste Entfcheidungskampf, hat den Nimbus der Unbesiegbarkeit, der bisher Tillys Haupt umstrahlte, zerstört. Von diesem Tage an hat das Glück dem säst 73 jährigen, unermüdlichen und bis dahin unbesiegten Heerführer den Rücken gewandt. Aber Stillt) blieb, wie er allezeit gewesen, gefaßt, unverzagt, ergeben, ohne Bitterkeit gegen diejenigen, die zunächst das Unglück verschuldet. Mit Wunden bedeckt und von seinen treuen Wallonen aus dem Getümmel der Schlacht geführt schreibt er einen Brief, den selbst einer seiner eifervollsten Ankläger, der englische Geistliche und Geschichtschreiber Harte, ein Muster christlicher Gelassenheit an einem großen, sieggewohnten Heerführer nennt. „Es ist Gottes Ratschluß gewesen" — sagt Tilly in dem Schreiben -„unseren Sachen ein anderes Ansehen zu geben und uns endlich mit einer augenscheinlichen Züchtigung heimzusuchen. . . . Dieses kann mit Recht der Umsturz unseres Glückes genannt werden, nach welchem wir uns, statt unsere Absichten mutig durchzusetzen, den Schlummer erlaubten. Gott, der uns vielleicht auszuwecken und durch dies Unglück zu ermuntern gedenkt, kräftige uns inskünftige mit einer doppelten Aufmerksamkeit und doppeltem Eifer." Aber es kamen weitere Prüfungen. Der Verrat umlauert ihn. Bei Gunzenhausen legte ein von den Schweden bestochener Konstabler Feuer unter ein Pulversaß und der ganze Pulvervorrat von 125 Zentnern flog in die Luft mit unsäglicher Verwüstung. In schmerzlichem Gram ries der alte Feldherr aus: „Ich sehe, daß das Glück mir nimmer wohl will!" Die Entscheidung rückt näher und Tilly bedarf vor allem Hilfstruppen-Jeder Kränkung unetngedenf wendet er sich an Wallenstein mit herzlich eindringlichen Bitten, „jetzt in der Stunde der Not gemeinsam mit ihm zu operieren, ihm Hilfe aus Böhmen zuzuschicken". Aber der arglose Mann muft. das Bittere über sich ergehen lassen, von dem tückischen Wallenstein, dem gegenüber er sich jederzeit edelsinnig, willfährig, opferwillig wie ein ganzer Ehrenmann gezeigt hatte, mit schönen Worten hingehalten, getäuscht, hilflos verlassen, verraten zu werden. Er ertrug es klaglos. !) Vgl. „Das Bayerland", 3. Jahrg. 1892, Nr. 3, S. 31 ff. München, R. Oldenbonrg.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 210

1906 - München : Oldenbourg
210 38. Tillys letzte Tage. liche Kraft nach Maßgabe der Umstände zur Linderung der unsäglichen Not der Zeit vermochte, das hatte er geleistet und der Umschwung der Dinge konnte einen Mann nicht unvorbereitet treffen, den keiner seiner Siege übermütig gemacht. Er ordnete seine irdischen Dinge um mit der Welt abzuschließen. Über seine älteren Besitztümer hatte er schon einige Jahre zuvor die letztwillige Verfügung getroffen. Zu seinen Erben setzte er die Kinder seines Bruders Jakob, vorzugsweise den Grafen Werner v. Tilly ein. Das Besitztum Tillys war gering. Der Uneigennützige hatte nie danach getrachtet, und was er etwa erworben, gern verschenkt. Namentlich sein Lieblingsort Altötting, seine nunmehrige Ruhestätte, wurde zu verschiedenen Malen bedacht. Die Infantin Jfabella hatte ihm einst eine kostbare Halskette mit prachtvollen Diamanten übersendet; alsbald weihte er sie der Heiligen Jungfrau zu Altötting, der „Freude meines Herzens, meiner lieben Frau und Gebieterin". Die Stadt Hamburg hatte ihm einmal unerwartet ein Geschenk von 1000 Rosenobel (engl. Goldmünze) verehrt; er bestimmte sie zu einer täglichen Messe in Altötting. Endlich erwähnen mehrere Geschichtschreiber noch einer Summe von 60000 Reichstalern, welche Tilly sterbend seinen Wallonen vermacht habe, die ihn, „ihren Vater Johann", in der Schlacht bei Breitenfeld mit ihren eigenen Leibern gedeckt hatten. Während der greise Held ergeben seinem Ende entgegenharrte, tobte draußen vor den Mauern der Stadt der Schwede. Gustav Adolf war vor Jugolftadt erschienen und hatte die Laufgräben zum Sturme eröffnet. Aber noch vom Sterbebette aus wirkte der Geist des alten Heerführers auf seine Truppen und sein Neffe, Werner Tilly, entflammte mit eigenem Beispiele den Mut der Soldaten. In der letzten Nacht, welche Tilly auf dieser Erde ver- brachte, liefen die Schweden zweimal Sturm gegen die Stadt. Während dieser schreckensvollen Stunden hörte der Sterbende nicht auf, die Offiziere, welche ihn umgaben, zur Pflichterfüllung aufzumuntern; er schickte sie bis auf den letzten nach den Wällen und schien noch einmal aufzuleben um am Kampfe teilzunehmen. Seine Worte riefen, als sie den Soldaten hinterbracht wurden, die lebhafteste Begeisterung hervor. Die Schweden wurden mit ungeheuren Verlusten zurückgeschlagen und noch einmal schien dem großen Manne der Sieg lächeln zu wollen, der ihn so lange begleitet hatte. So kam der 30. April herauf, der seinem Leben die Marke setzte. Sein Beichtvater war beständig um ihn, nach dein eigenen Willen des Feldherrn. Gegen die Abenddämmerung gab Tilly, indem er das Kreuz machte, ein Zeichen, daß die Todesstunde näher rücke. In diesem Angenblicke ließ er seinen Neffen Werner an sein Bett treten, reichte ihm znm letzten Male die Rechte und segnete ihn. Seine altert Freunde Witzleben und Ruepp ließen sich, mit Tränen in den Augen, jetzt auf die Kniee nieder und baten gleichfalls um feinen Segen. Er erteilte ihn und empfahl Ruepp, dem Generalkommiffar, der ihn seit langen
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